Außerbörslicher Handel: Was bringt er, was kostet er
Immer mehr Banken bieten ihren Kunden die Möglichkeit, unabhängig von den Parkettzeiten Wertpapiere zu kaufen und zu verkaufen. Der außerbörsliche Handel hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Was mit einer verlängerten Handelssitzung in die frühen Abendstunden hinein begann, entwickelte ich kontinuierlich fort und fand seinen bisherigen Höhepunkt in der Möglichkeit, auch Samstags und Sonntags Aktien und Derivate handeln zu können.
Verdient der Handel fernab von Parkett und Xetra tatsächlich die Aufmerksamkeit, die er derzeit erfährt oder handelt es sich eher um ein überflüssiges Anhängsel in den immer breiter werdenden Produktpaletten deutscher Wertpapierhandelshäuser?
Auf der einen Seite kann es vorteilhaft sein, auch nach dem deutschen Börsenschluss noch aktiv werden zu können, insbesondere wenn die amerikanischen Märkte wichtige Impulse geben. Oftmals werden wichtige Neuigkeiten erst nach 20.00 Uhr deutscher Zeit bekannt. Wem dann noch ein Zeitfenster von zwei oder drei Stunden zum Handel zur Verfügung steht, der kann zeitnah reagieren und muss nicht die nachlaufende Reaktion am nächsten Tag abwarten. Sollten über das Wochenende wesentliche Ereignisse eintreten, ist es ebenfalls mit einem gewissen Komfort gleichzusetzen, wenn umgehend das Depot umgeschichtet werden kann.Dennoch verbleibt ein fader Beigeschmack. Wer die Angebote des außerbörslichen Handels kritisch unter die Lupe nimmt, stellt schnell fest, dass faire Kurse nur zu den üblichen Handelszeiten geboten werden. Je weiter sich die Uhrzeit von diesen entfernt, desto größer fallen die Spreads aus. In turbulenten Marktsituationen mussten Anleger bei deutschen Blue Chips schon Wertdifferenzen zwischen An- und Verkaufskurs von zwei Prozent und mehr hinnehmen. Ob unter solchen Bedingungen noch die Chance auf einen profitablen Handel besteht, sei dahingestellt. Viel entscheidender ist, dass durch die hohen Kosten das durch die verkürzte Wartezeit verringerte Risiko an anderer monetärer Stelle wieder zu Nichte gemacht wird.
Positiv zu beurteilen sind hingegen die Abwicklungsmethoden: Bei immer mehr Anbietern bekommt der Anleger auf Anfrage einen verbindlichen Kurs für ein Wertpapier angeboten, der, sofern er innerhalb einiger Sekunden bestätigt wird, Gültigkeit hat. So kann der Investor stets selbst entscheiden, ob ihm der Kurs fair erscheint oder nicht. Innerhalb der üblichen Börsenzeiten ergibt sich ein weiterer Vorteil: Der sekundengenaue Handel ist mit einer ebenso schnellen Buchung im Depot verbunden. Eine Umschichtung des Portfolios kann so binnen weniger Minuten vorgenommen werden.
Fazit: Es kann nicht schaden, das eigene Depot für Angebote zum Handel mit außerbörslichen Partnern freischalten zu lassen. Ob eine dauerhafte Nutzung zu den außergewöhnlichsten Tageszeiten wirklich sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt.
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