Bei Zertifikaten genau hinsehen
In den letzten Jahren hat sich in der Bundesrepublik ein immens großer Markt für strukturierte Produkte etabliert. Mit immer neuen Konstruktionen versuchen die Emittenten die Anleger für ihre Produkte zu begeistern. In der Tat bieten Zertifikate auch Privatkunden ohne wissenschaftlichen Background die Möglichkeit, komplexe Strategien umzusetzen. Je nach Marktlage konzentrieren sich die Vertriebsbemühungen dabei auf bestimmte Gattungen.
Aktuell werden beispielsweise Discountzertifikate verstärkt angeboten. Diese bieten die Möglichkeit, auch bei Verlusten des Basiswerts nicht in die roten Zahlen zu rutschen und an Kursgewinnen dennoch bis zu einem gewissen Grad teilhaben zu können. Unabhängig davon, welche Gattung erworben werden soll, tun Anleger gut daran, sich die jeweilige Konstruktion genau anzusehen. So werden in den Marketingbroschüren meist die Vorzüge der Papiere hervorgehoben und die Nachteile und Risiken vernachlässigt. Ist ein Produkt beispielsweise mit einem bestimmten Sicherheitsbonus verbunden, wird dieser nicht selten mit dem Verzicht auf die Dividenden des Basiswerts bezahlt. Besonders bei Bonuszertifikaten ist diese Praxis sehr oft zu beobachten. So ist der Inhaber eines solchen Produktes gegenüber dem Direktinvestment dann schlechter gestellt, wenn sich der Kurs des Basiswertes am Laufzeitende in der Nähe des Bonuslevels bewegt. Mit den Dividenden wäre dann nämlich eine deutlich höhere Rendite erzielt worden. Bonuszertifikate sind also keinesfalls die "bessere Aktie“, wie es manch ein Prospekt glauben machen möchte.
Vor dem Erwerb eines strukturierten Produkts sollten Anleger daher immer einen Blick auf die Opportunitätskosten, die im Direkterwerb des Basiswerts zu sehen sind, werfen. Auch ein Blick ins Kleingedruckte des offiziellen Verkaufsprospekts, denn jeder Emittent auf Anfrage zur Verfügung stellen muss, sollte nicht gescheut werden, da nur dieses Werk eine vollständige Auflistung der Angebotsbedingungen sicherstellt, was bei einem Werbeflyer nicht immer der Fall ist.
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