Hebelwirkung verwässert
Anleger, die mit Hebelzertifikaten auf die Entwicklung von Aktien oder Indizes spekulieren, sollten sich der Tatsache bewusst sein, dass der Leverage Effekt im Falle einer günstig verlaufenden Position verwässert.
An einem Beispiel sei dieser Umstand erläutert: Ein Index steht bei 10.000 Punkten. Ein Hebelzertifikat mit einem paritätischen Bezugsverhältnis sei mit einem Finanzierungslevel von 9.000 ausgestattet und besitze folglich einen Hebel von zehn. Steigt der Markt um zehn Prozent (hier zur Vereinfachung schlicht angenommen), verdoppelt sich der Wert des Zertifikats. Bis zu diesem Punkt ist der Hebel also exakt bei einem Wert von 10. Steigt der Index im Anschluss nochmalig um zehn Prozent auf dann 12.100 Punkte, steigt das Zertifikat von 2.000 auf 3.100 Punkte. Das entspricht einem Anstieg von 55 Prozent und damit einem Hebel von 5,5. Deutlich weniger als zu Beginn. Der Grund für den Effekt ist in dem Zusammenhang von Eigenkapitalrendite und Fremdkapitalanteil, wie er auch in der gängigen Investitionstheorie bekannt ist, zu sehen: Die Eigenkapitalrendite steigt mit dem Fremdkapitalanteil einer Investition. Und eben dieser Anteil wird geringer, wenn die Kurse steigen und das Zertifikat im Geld liegt. Anleger müssen diesen Umstand unbedingt berücksichtigen. Eine Möglichkeit, die Verwässerung des Hebels zu umgehen, ist die laufende Anpassung des Finanzierungslevels. Derlei Maßnahmen verursachen allerdings erhebliche Kosten, da sowohl der Spread als auch Handelsgebühren zu entrichten sind.
Es existieren allerdings seit einigen Jahren Produkte am Derivatemarkt, die den beschriebenen Rollvorgang einmal täglich von selbst durchführen und so einen konstanten Hebel bieten. Letztlich kann die sukzessive abnehmende Hebelwirkung den Anleger aber auch beruhigen. Wäre der Hebel konstant, würden über Wochen aufgelaufene Gewinne möglicherweise binnen einem Handelstag zu Nichte gemacht werden. Wer aggressiver handeln möchte, kann anstelle eines täglichen Anpassens des Finanzierungslevels eine weniger häufige Adjustierung vornehmen und so einen Kompromiss finden.
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