Prozyklische Strategien und Wertsicherung
Prozyklische Handelsansätze haben in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Die Investition in Momentum, relative Stärke und Co. erfreut sich auch unter Privatanlegern einer wachsenden Popularität. Angesichts der relativ einfachen Umsetzung und den beachtlichen Erfolgen, die in den trendstarken Märkten der letzte Jahre erzielt wurden, verwundert dies auch nicht weiter.
Das Aufspringen auf einen Trend ist allerdings auch mit gewissen Risiken verbunden, die vielen Anleger nicht bewusst sind. Ein Handelssystem, das konsequent in die stärksten Aktien des Marktes investiert, kann zur Verlustfalle werden. So ist es nicht selten, dass ein bestimmtes Marktsegment sich über eine gewisse Zeit, gemeint sind Monate bis Jahre, deutlich besser entwickelt als der Gesamtmarkt. Dies kann verschiedene Gründe haben. Meist liegt ein Zusammentreffen zyklischer und fundamentale Ereignisse vor. Ein auf dem Momentum oder der relativen Stärke basierendes Signalsystem wird automatisch dieses Segment übergewichten. Zwar ist es möglich, einen entsprechenden Filter einzubauen, aber da dies dem Wesen von Trendfolgesystemen widerspricht, muss das höhere Risiko wohl in Kauf genommen werden. Ein Rücksetzer oder eine Trendwende in dem Segment können zu irreparablen Vermögensschäden führen, die erfahrungsgemäß nicht mehr aufgeholt werden können (man erinnere sich an all die trendstarken Aktien des Neuen Marktes zur Jahrtausendwende). So können die Verfechter von Trendfolge- und ähnlichen Systemen nach wie vor keine Lösung für das systemimmanente Problem der Verlustbegrenzung liefern. Es gehört zur Strategie, auch bei Korrekturen im zweistelligen Prozentbereich im Markt zu verharren. Eine seriöse Strategie zur Begrenzung von Verlusten würde dies nie zulassen.
Die Anlage nach prozyklischen Kriterien sollte daher zumindest in der Phase des Markteintritts in Verbindung mit einer Wertsicherung erfolgen. Allzu große Verluste sollten anfangs abgesichert werden, damit das Risiko, als letzter auf den fahrenden Zug aufzuspringen, zumindest in finanzieller Hinsicht gedämpft wird.
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