Strukturierte Produkte mit Vorsicht angehen
Wirft der geneigte Anleger einen genaueren Blick in die Vertriebsangebote der Banken und Finanzdienstleister, so stellt er schnell fest, das er mit strukturierten Produkten im Prinzip jede Markterwartung in ein konkretes Investment umsetzen kann.
Das Anlagespektrum, das Zertifikate liquiden Investoren bieten, ist nahezu unerschöpflich. Ob eine besonders hohe Rendite angestrebt wird, eine überdurchschnittliche Auszahlung auch in trendlosen Märkten erfolgen oder aber der Einstieg in den Aktienmarkt mit reduziertem Risiko erfolgen soll, es gibt eigentlich nichts, was es nicht gibt. Bei der Lektüre der Werbeprospekte mag es manch einem so vorkommen, als böten strukturierte Produkte die Möglichkeit auf hohe Renditen bei minimalem Risiko. Eine solche Auffassung ist aber in jedem Fall ein Trugschluss und nicht ungefährlich. Schließlich gilt an den Finanzmärkten die strikte Arbitragebedingung, die besagt, dass mit der Rendite auch das Risiko steigt. Auch wenn die Produktbeschreibungen der Finanzvertriebe dies gerne weniger in den Vordergrund stellen, so ist auch mit vermeintlich konservativen Produkten das Risiko erheblicher Wertverluste bis hin zum Totalverlust verbunden.
Bonuszahlungen, Sicherheitsbarrieren etc. werden mit dem Verzicht auf andere Vorteile erkauft, so zum Beispiel mit dem Verzicht auf die Dividende, die ein Basiswert ausschüttet. Gerade in diesem Punkt unterliegen viele Anleger einer verzerrten Wahrnehmung, weil sie eher auf Kursbewegungen fokussiert sind und weniger die regelmäßigen Ausschüttungen zu schätzen wissen.
Nicht nur die Risiken eines einzelnen Zertifikats sollten in jedem Fall berücksichtigt werden. Das Gesamtrisiko eines Depots, das zu großen Teilen aus Zertifikaten besteht, ist für Privatanleger oft undurchschaubar. Wenn zahlreiche Barrieren, Bonuslevel und Caps im Spiel sind, ergeben sich schnell unangemessen große Bündelrisiken, die im schlimmsten Fall eine existenzielle Bedrohung für das Vermögen darstellen können. Je komplexer ein strukturiertes Produkt ist, desto schwerer ist es auch, das damit verbundene Verlustrisiko einzuschätzen. Bei Garantieprodukten gilt dies während der Laufzeit ebenfalls.
Fazit: Strukturierte Produkte sind gut. Anleger sollten es aber nicht übertreiben und eine für sie persönlich ausreichende Transparenz des Portfolios wahren.
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