Vorsicht bei Bonuszertifikaten
Bonuszertifikate sind bei deutschen Anlegern sehr beliebte Produkte. Sie erfreuen die Investoren mit der Möglichkeit, auch in stagnierenden Märkten attraktive Renditen zu erwirtschaften.
Die Konstruktion ist, vereinfacht dargestellt, die Folgende: Das Zertifikate gewährt am Ende der Laufzeit einen garantierten Bonus, wenn der zugrunde liegende Basiswert zu keinem Zeitpunkt eine bestimmte Kursmarke berührt oder unterschritten hat. Diese Bonuszahlung wird auch denn gewährt, wenn sich der Markt überhaupt nicht bewegt. Steigt der Markt über den Bonuslevel hinaus weiter an, partizipieren Anleger in der Regel vollständig davon. Aus diesem Grund werden Bonuszertifikate oft auch als „das bessere Wertpapier“ bezeichnet. Die Erfahrung zeigt, dass viele Anleger die Nachteile von solchen Konstruktionen oft übersehen und die mit dem Kauf des Wertpapiers verbundenen Risiken unterschätzen. Die Ursache für das vielfach irrationale Anlageverhalten liegt in der von den Emittenten bewusst komplex gehaltenen Strukturierung von Bonuszertifikaten. Der Barrierelevel, bei dem der Anspruch auf die Bonuszahlung unwiderruflich erlischt und das Bonus- zu einem gewöhnlichen Indexzertifikat wird, liegt nur scheinbar in sicherer Entfernung vom Marktniveau. Wer sich die Entwicklung der Aktienmärkte seit der Jahrtausendwende ansieht, stellt schnell fest, dass Bewegungsimpulse von dreißig Prozent binnen einiger Jahre (und so lange laufen die meisten Papiere) keine Seltenheit waren. Im ungünstigen Fall verliert der Käufer eines Bonuszertifikats also einen erheblichen Teil seiner Investition.
Ebenfalls nicht bewusst ist vielen Börsianern die Tatsache, dass die Bonuszahlung bzw. das Anrecht darauf im Falle eines seitwärts oder nach oben tendierenden Marktes keine freiwillige Zusatzleistung des Emittenten ist, sondern durch den Verzicht auf die Dividenden, die der Basiswert ausschüttet, erkauft wird. Darum werden Bonuszertifikate oft auf Aktien oder Indizes mit hoher Dividendenrendite aufgelegt. Entfällt die Bonuszahlung, ist der Besitzer eines Bonuszertifikats gegenüber einem Direktinvestment schlechter gestellt. Gleiches gilt, wenn der Basiswert über den Bonuslevel hinaus ansteigt. Strukturierte Produkte sollten daher vor dem Erwerb genau gegen ein Direktinvestment abgewogen werden.
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